
Eintrag vom
Konzert zum 26-jährigen Jubiläum
„Willi“ feiert mit Cantabile Geburtstag
Abschnitt: „Willi“ feiert mit Cantabile GeburtstagCoronabedingt besang der Haßmersheimer Chor Cantabile erst in diesem Jahr sein 25+1-jähriges Jubiläum in der Haßmersheimer Sport- und Festhalle.
Nach dem erfolgreichen Appetitanreger „Musik am Fluss“ im Juli auf dem Museumsschiff „Willi“ am Haßmersheimer Neckarufer war die Geschichte des Museumsschiffs der rote Faden des Geburtstagsprogramms. Entsprechend maritim war auch die Halle mit Unterstützung des Schiffervereins Germania Haßmersheim dekoriert.
Vor tatsächlich mehr als 25 Jahren hatten einige junge Sängerinnen und Sänger den Chor „Cantabile“ unter dem Dach des MGV Haßmersheim gegründet und mit dem damals jungen Rupert Laible einen Dirigenten gefunden, der das Ensemble bis zum heutigen Tag musikalisch führt und leitet. Die gute Harmonie zwischen Chor und Dirigent zeigte das breite Spektrum, dessen sich der Chor heute bedienen kann. Unterstützung fanden sie in einigen Stücken bei Maria Lott (E-Piano) und Marcus „Heggo“ Heck (Percussion).
Passend zum beginnenden Herbst zeigten sich die Wildgänse bei „Something told the wildgeese“, nach einem Gedicht der amerikanischen Poetin Rachel Field, als Vorboten der kommenden Jahreszeit. Mit zarten Klängen eröffneten die Sängerinnen der Alt-Stimmen dieses Konzert. Das Gedicht passte fast genau zum Bau des Museumsschiffs „Willi“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Mit einem weiteren Blick in die Vergangenheit, die Willi bereits im 1. Weltkrieg erleben musste, erklangen sowohl die Romanze „Those were the days“ als auch das Traditional „Scarborough Fair“, das das Folk-Duo Simon and Garfunkel in den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts berühmt gemacht hat und das in Reminiszenzen auf den amerikanischen Bürgerkrieg verweist. Dagegen fußt der Song „Those were the days“ auf eine russische Komposition von Boris Fomin mit einem englischen Text von Eugen Raskin.
„Willi“ überstand in seiner Geschichte Höhen und Tiefen während der Wirtschaftskrise und den Kriegen – als Synonym dafür standen die beiden Songs „Skyfall“ und „Hinter dem Horizont“. Während die britische Sängerin Adele den Himmel über sich hereinbrechend sieht, bringt Udo Lindenberg mit seinem Hit Hoffnung auf eine bessere Zukunft, die dem Museumsschiff jedoch zunächst nicht vergönnt war. Cantabile konnte mit seinen mehr als 30 ausdrucksvollen Stimmen dennoch beides musikalisch darstellen. Die düsteren Moll-Harmonien von „Skyfall“ konnten von den kraftvollen und auch in den Höhen sicheren Dur-Harmonien von „Hinter dem Horizont“ aufgelöst werden, bei denen der Tenor die Stimmführung übernahm und auch das Klaviersolo von Rupert Laible verwies auf eine positive Zeit.
Nach dem Tod des Eigentümers im Jahr 1983 sollte aus „Willi“ zwar ein Museumsschiff im Landesmuseum in Mannheim werden, aber mehr als 20 Jahre lag er fest und verkam. Doch auch für ihn sollte eine Brücke in eine bessere Zukunft bestehen. Dies setzte Cantabile mit „Bridge Over Troubled Water“ von Paul Simon musikalisch bestens um.
Doch Anfang des 21. Jahrhunderts kehrte wieder Leben in das alte Schiff ein. Mit „Viva la Vida“ der britischen Alternativ-Rock-Band Coldplay hauchte auch Cantabile dem Schiff neues Leben ein. Neben den biblischen Textzitaten setzte Rupert Laible als Arrangeur auch die komplizierten orchestralen Glocken, Glockenspiele und Chorgesänge ein, die zu einem ersten Höhepunkt des Konzerts führten.
Für die Zukunft des Schiffs war mit dem Verein „Historische Binnenschifffahrt“ ein neuer Besitzer gefunden. Diesem rettenden Engel stattete der Chor vor der gut besuchten Halle seinen kreativen Dank mit „Angels“ von Robbie Williams, ebenfalls arrangiert von Rupert Laible, ab.
Die Zweifel, die mit der Renovierung und Erneuerung von Willi verbunden war, setzte Cantabile mit einem sängerischen Ausrufezeichen um. „Bohemian Rhapsody“, geschrieben vom unvergesslichen Freddie Mercury, Welterfolg der Rockband Queen, war eine Herausforderung der besonderen Art. Den schwierigen Klavierpart zu meistern und gleichzeitig den Chor durch dieses sechsteilige Werk zu führen, übernahm Rupert Laible mit stringentem Dirigat und die Sängerinnen und Sänger gaben ihr Bestes, um einen weiteren Höhepunkt des Konzerts zu erreichen.
Mit dem Hit der Cordettes „Mr. Sandmann“ ging es in den letzten musikalischen Block. Hier hatten nun auch die Bässe die Gelegenheit, die Melodieführung zu übernehmen und ihre sängerischen Möglichkeiten aufzuzeigen. Der chromatisch schwierige Satz von Peter Schnur forderte auch von den Zuhörern, viele aus befreundeten Chören aus der Umgebung, die notwendige Aufmerksamkeit.
Erzählerisch wurde dies verbunden mit dem Traum des „Willi“, auch einmal über die eigenen Grenzen der europäischen Flüsse hinauszukommen und im fernen Afrika die Landschaften zu durchqueren. Musikalisch wurde diesem Traum zunächst mit „Africa“, der amerikanischen Band Toto, das im Ursprung auf das Schicksal der hungernden Kinder in Afrika hinweisen will, zu Gehör gebracht. Dabei setzten die Sängerinnen und Sänger nicht nur ihre Stimme ein, sondern mit Händereiben, Schnipsen, Klatschen und La-Ola-Welle wurde der afrikanische Platzregen in die Haßmersheimer Halle geholt. Die Arpeggio-Läufe in der Bridge wurden dabei von den Sopranistinnen hervorragend interpretiert und mit stehendem Applaus honorierte das Publikum diesen Song.
Den Abschluss bildete mit „Circle of Life“ aus dem Musical König der Löwen von Elton John. Selbst mit dem Original-Text in der Sprache der Zulus im Intro kam der Chor zurecht und sein Nants ingonya (Hier kommt ein Löwe) schallte schneidend durch die Halle, bevor es dann in den beruhigenden Hauptteil und wieder zur englischen Sprache überging. Das Ostinato Ingonayama nengw`embala wanderte durch alle Stimmen und gab dem Song Halt und Stütze. Der darauf aufbauende Chorgesang beschrieb den ewigen Kreis des Lebens, der den Gesetzen der Natur unterliegt und dessen Teil wir alle sind. Das galt sowohl dem Chor als auch dem Museumsschiff Willi.
Frenetischer Beifall und stehende Ovationen des Publikums unterstrichen die äußerst positive Resonanz der Zuhörerinnen und Zuhörer, sogar mit Handyleuchten wurde das Konzert begleitet. Als stürmisch geforderte Zugabe folgte als maritimer Gassenhauer der „Wellermann“, das aus Neuseeland stammende Walfängerlied, in dem nochmals einige aus den Reihen der Sänger solistisch hervortraten.
Nachdem der 2. Vorsitzende Michael Sommer bereits zu Anfang die Begrüßung übernommen hatte, oblag es der Vorsitzenden Sandra Linß, allen Beteiligten vor und hinter den Kulissen zu danken sowie den Sponsoren, die dieses Konzert mit seinem technischen Aufwand für Licht und Ton erst ermöglicht hatten.
Cantabile sagt DANKE
Abschnitt: Cantabile sagt DANKEWir blicken zurück auf einen schönen Konzertabend und möchten uns ganz herzlich bedanken bei unseren Gästen, die den Abend durch ihren Besuch und ihren Applaus erst zu etwas Besonderem machten, bei den Helfern und Mitwirkenden und vor allem bei unseren Sponsoren für die Unterstützung: Vielen herzlichen Dank!
Links zu Zeitungsartikeln
Abschnitt: Links zu ZeitungsartikelnEin ausführlicher Bericht über das Konzert erschienen am 18. Oktober 2023 in der Rhein-Neckar-Zeitung: