
Eintrag vom
Konzert zum 10-jährigen Jubiläum
Von Peter Lahr
„My Fair Lady“ tanzte auf der „Stairway To Heaven“
Cantabile feierte sein 10-jähriges Bestehen mit abendfüllendem Konzert
Haßmersheim. Wie viele Leute die Festhalle Haßmersheim aufnehmen kann, das musste sie am Sonntagabend (21.10.2007) beweisen. Zum zehnjährigen Bestehen des gemischten Chors „Cantabile“ waren die Plätze heiß begehrt. Wohl an die 500 Zuhörer konnte Moderator Helmut Gacs schließlich begrüßen. Das Motto „Zehn Jahre Cantabile – Der Chor – Das Konzert“ solle Erwartungen wecken und neugierig machen „auf das beste Konzert, das Cantabile bisher auf die Beine gestellt hat“.
Einer effektvollen Choreographie folgte bereits der Konzertbeginn. Da huschte Chorleiter Rupert Laible ans Klavier, begann „Somewhere“ aus der „West Side Story“ zu spielen. Solistin Simone Fessner trat in eleganter Abendrobe ans Mikrofon. Kaum hatte der Chor die Bühne betreten, da klinkte er sich in den betörenden Gesang der Solistin ein.
„My fair Lady“ stattete Cantabile einen längeren Besuch ab – nicht immer ganz freiwillig. Zu Elizas Lied „Wäre das nicht wunderschön?“ verteilten vier junge Blumenmädchen Rosen an die Zuhörerinnen. Und den Wunschtraum „Ich hätt getanzt heut Nacht“ setzten Marie Burkert und Marcel Schäfer in die Tat um. Als Tanzpaar schwebten sie in Walzerdrehungen zwischen den Sitzreihen.
Christina Kreml, die zweite Solistin des Abends, führte das Publikum in die hohe Kunst ein, mit den Füßen das Pferdegetrappel von Ascot nachzuahmen. Der Galopp war wohl etwas zu heiß: „Da brennt's“, rief plötzlich eine Stimme und ein Feuermelder piepste. Mit einem beherzten Schuss Mineralwasser war der Vorhang gerettet, der wohl einem Scheinwerfer zu Nahe gekommen war. Improvisationstalent und starke Nerven bewies Christina Kreml: „Kein Feuer, keine Kohle kann brennen so heiß wie heimliche Liebe, von der niemand weiß“, improvisierte sie. Rupert Laible ging auf dem Klavier mit. Dieser spontane Programmpunkt erhielt einen Riesenapplaus.
Dem nächsten Programmblock bildeten Filmsongs. Als Einstimmung auf den „König der Löwen“ entführte die Showtanzgruppe des HCC Haßmersheim das Publikum in den Urwald. Die Tigerfell-Amazonen begeisterten mit einem ebenso akrobatischen wie energiegeladenen Tanz. Nur ein unvorsichtiger Tourist landete im Kochtopf. Rhythmisch sicher, klar die Dynamik herausmodulierend und mit reichem Kolorit überzeugte Cantabiles Ausflug in die Kinowelt. Herausragende Leistungen vollbrachte auch Rupert Laible, der als Dirigent, Pianist, Arangeur und Solo-Sänger wirkte. Die Zusammenarbeit mit den Musikern Alex Just (Schlagzeug) und Uli Schmidt (Bass) gestaltete sich harmonisch. Eine erste Kostprobe davon gab es bei „He lives in you“.
Simone Fessner entkleidete den Titanic-Ohrwurm jeglicher „Kitschness“ und lieh „My heart will go on“ ein klassisches Stimm-Gewand. Sie schuf damit ein außergewöhnliches Hörerlebnis, das zu berühren vermochte. Entstaubt und ziemlich cool interpretierte Cantabile den Sinatra-Klassiker „Moon River“ als veritables Chor-Kleinod. Mit welcher Begeisterung die Sängerinnen und Sänger bei der Sache waren, zeigte sich auch bei „I will follow him“ aus „Sister Act“. Rasche Wechsel sorgten für Spannung. Zu überbordender Gospel-Power bot Christina Kreml ein besinnliches Pendant: Über „I’m dreaming of home“ träufelte sie gleichsam ein engelsgleiches Solo.
Mit „Send in the Clowns“ betrat der Jubliläumschor die Gefilde von Rock und Pop. Mit roten Schuhen und rotem Schal zollte Rupert Laible dem Genre äußerlich Tribut. Titel wie „Only you“, „The longest time“ und „Every breath you take“ aktivierten auch Uwe Marckscheffel (Gitarre). Mit einem Querflöten-Duett begann das große Finale. Anne Scherz und Larissa Marckscheffel ebneten den Weg zu Led Zeppelins „Stairway to heaven“. Nun durften auch die Herren von Cantabile losrocken. Mit tosendem Applaus, stehenden Ovationen und Zugabe-Rufen feierten die Zuhörer „ihren“ Chor Cantabile.
Der Artikel erschien am 25.10.2007 in der Rhein-Neckar-Zeitung. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors und der RNZ.